A

Ausbildungs- bzw. Studienabbruch

Wesentliches Merkmal einer erfolgreichen Ausbildungsentscheidung ist es, ob die Ausbildung oder das Studium erfolgreich verlaufen und abgeschlossen werden. Hierfür werden Vertragslösungsquoten bzw. Studienabbruchquoten zurate gezogen: Die Vertragslösungsquote von deutschen Auszubildenden liegt bei 24,9 % (BIBB-Datenreport 2019, A5.6, S. 158) und die Studienabbruchquote bei 27 % im Bachelorstudium sowie 17 % im Masterstudium (Heublein, Richter & Schmelzer, 2020). Damit liegen die Abbruchquoten sowohl in der beruflichen als auch in der akademischen Ausbildung auf vergleichbarem Niveau.

B

Berufswahlkompetenz

besteht aus den Teilkompetenzen Identität, Adaptabilität und Resilienz, die für die Bewältigung der Entwicklungsaufgabe Berufswahl benötigt werden oder von Vorteil sind (BIBB, 2018). Unter beruflicher Identität werden dabei die Fähigkeit und Bereitschaft zur Integration beruflicher Rollenmuster und Erwartungen an das Selbst sowie die Integration des Selbst in soziale (Berufs-)Rollen verstanden. Adaptabilität ist eine allgemeine biografische Übergangskompetenz: Mit steigendem Adaptabilitätsgrad sollte sich die Bereitschaft erhöhen, realistische Wahlen zu treffen und das Selbstkonzept erfolgreich in die Berufswelt einzubringen. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, auch mit stressvollen und psychisch sehr belastenden Ereignissen umgehen zu können.

Berufswahlkompetenz wird über Erfahrungen in einem aktiven Konstruktionsprozess erworben. Identität dient als Seismograf für die Notwendigkeit von Anpassungsleistungen, für die Adaptabilität und Resilienz als Ressourcen zur Verfügung stehen.

Bildungs-Schisma

Prägend für das deutsche Bildungssystem ist eine von Baethge (2006) als „Bildungs-Schisma“ bezeichnete institutionelle Segmentierung zwischen höherer Allgemeinbildung und Berufsbildung. In Folge dieser institutionellen Trennung konnten frühe Bildungsentscheidungen für einen Bildungsweg in der Vergangenheit nur schwer revidiert werden. Für Lernende in der beruflichen Bildung, aber auch für Studierende an der Hochschule war es mit hohen Hürden verbunden, zwischen den Bildungssektoren zu wechseln.

C

Curriculum

(Plural Curricula; aus lateinisch: WettlaufUmlaufKreisbahnLauf) ist ein Lehrplan oder Lehrprogramm, das auf einer Theorie des Lehrens und Lernens (Didaktik) aufbaut.

D

Durchlässigkeit

Ist die institutionelle Möglichkeit zu flexiblen Übergängen zwischen verschiedenen Bildungsbereichen und -gängen innerhalb eines Bildungssystems sowie zwischen verschiedenen Bildungssystemen (Bernhard, 2017). Die Durchlässigkeit eines Bildungssystems zeigt sich dabei hinsichtlich der Zugangsmöglichkeiten zu den unterschiedlichen Bildungsbereichen/-gängen, der Anrechnung von bereits Gelerntem, der organisationalen Verbindung zwischen verschiedenen Bildungsbereichen/-gängen sowie hinsichtlich des Umgangs mit heterogenen Bedürfnissen der Lernenden.

E

Entscheidungsanalyse

ist das logische Abwägen der Faktoren, die eine Entscheidung beeinflussen. Sie hat zwei Aspekte: Zum einen ist es die Art und Weise, über den Entscheidungsprozess zu sprechen und zum anderen ein logisches und quantitatives Verfahren (Howard, 1973).

G

Gleichwertigkeit

VerOnika strebt die gleichwertige Betrachtung beruflicher und akademischer Bildung an. Dies beinhaltet die Gleichwertigkeit des gesellschaftlichen Ansehens, von Karrierechancen, von Inhalten eines Bildungsangebots sowie von Abschlüssen. Wenngleich die Abschlüsse einer Ausbildung bzw. eines Studiums nach dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) unterschiedlich gewertet werden, zielt VerOnika auf die Anrechnung von erbrachten Leistungen während des Orientierungsprozesses ab.

H

Hybride Bildungsformate

„Im Rahmen hybrider Formate werden verteilt auf zwei Lernorte berufspraktische und theoretisch-wissenschaftliche Ausbildungsinhalte zeitlich parallel oder – wie beim dualen Studium – in integrierter Form vermittelt“ (Wissenschaftsrat 2014, S. 94).

K

KLUG-Modell

führt in drei Schritten zu einer guten Entscheidung: Was sind meine Ziele? Was sind meine Optionen? Anhand einer gewichteten Bewertung dient dieses Modell dazu, Komplexität zu verringern und so den Entscheidungsprozess zu erleichtern.

M

MINT-Studiengänge

ist eine zusammenfassende Bezeichnung für Studiengänge aus den Bereichen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik

O

Orientierung

ist der Prozess, der den Einzelnen anknüpfend an seine individuellen Potenziale und Interessen auf die Anforderungen der Arbeitswelt hin orientiert, in dem auf der einen Seite die eigenen Interessen, Kompetenzen und Ziele und auf der anderen Seite Anforderungen von Berufen, Branchen und der Arbeitswelt insgesamt kennengelernt werden (Neises & Zinnen, 2019).

Q

Qualifizierung

„Lernprozesse, die in einem intentionalen Verhältnis zu (Erwerbs-)Arbeit stehen und nach erfolgreicher Absolvierung zu einer Qualifikation führen“ (Tenorth & Tippelt, 2007, S. 592).

Zur Qualifikation werden die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für die Ausübung einer Arbeitstätigkeit benötigt werden, gezählt (Teichler, 1995).

S

Studienintegrierende Ausbildung

Ist ein hybrides Bildungsformat, welches „die Lernorte nicht nur additiv nebeneinander sieht, sondern berufliche und akademische Bildung miteinander verbindet und organisiert“ (Euler & Severing, 2019, S. 12).

V

Verzahnte Orientierungsangebote

sind hybride Bildungsformate, die durch eine gemeinsame Curriculum-Entwicklung, die gleichwertige Einbeziehung der Lernorte und die horizontale Ausrichtung auf Ausbildung und Studium geprägt sind. Es handelt sich dabei um gemeinsam von Hochschulen und Partnern der beruflichen Bildung entwickelte und durchgeführte Programme mit dem Ziel der beruflichen Orientierung und mit qualifizierenden Anteilen. Verzahnte Orientierungsangebote setzen beim Übergang zwischen Schule und Ausbildung an und haben zum Ziel, den Teilnehmenden eine erfahrungsbasierte Entscheidung für einen Bildungsweg (beruflich oder akademisch) zu ermöglichen. Umgesetzt wird dies durch das authentische Kennenlernen beider Bildungswege in Bezug auf Lerninhalte, Anforderungen und Lernkulturen an den Lernorten Unternehmen, Berufsschule und Hochschule. Institutionell verortet sind die Orientierungsangebote in den Programmen der Hochschulen in Kooperation mit Partnern der beruflichen Bildung.

W

Wert-Erwartungs-Modelle

sind entscheidungstheoretische Ansätze aus der Bildungsforschung, um gruppenspezifische Unterschiede im Bildungswahlverhalten zu erklären. Sie basieren auf der Annahme, dass die Individuen ihre Bildungsentscheidungen auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Abwägungen zwischen alternativen Bildungsgängen vornehmen. Gewählt wird der Bildungsgang, der den größten Ertrag bzw. Nutzen verspricht (Heine & Quast, 2011).