
Dokumentation
Beiträge und Lessons learnt der VerOnika-Tagung „Orientierungsprogramme erfolgreich gestalten!“ am 17. und 18. November 2022 an der HTW Berlin
- Schritte im Berufsorientierungsprozess: „Interesse wecken“, „Entdecken & Bewerten“, „Entscheiden“, „Umsetzen“
- Konzepte und Programme sind bundeslandspezifisch
- Auch an Gymnasien läuft die Entwicklung weg von der reinen Studienorientierung hin zur integrierten Berufs- und Studienorientierung
- Integrierte Berufs- und Studienorientierung an Schulen erfolgt in enger Zusammenarbeit der politischen Ebene, der Agentur für Arbeit und den Schulen
Berufsorientierung am Übergang Schule-Ausbildung (Berlin)
Michael Dannenberg (Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie)
Berufs- und Studienorientierung (Baden-Württemberg)
Volker Oechsle (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg)
- Soziale Medien verändern sich stetig
- Junge Menschen haben ein Bedürfnis nach Echtheit, gleichzeitig entwickeln sie in den sozialen Medien ein zweites Leben
- Marketing für Orientierungsangebote konkurriert mit dem für Turnschuhe und Kaugummis
- Gutes Bildungsmarketing benötigt ein Narrativ, eine Botschaft und sollte empfängerorientiert (shareable, likeable, snackable) sein
- Eltern sind die wichtigsten Ratgeber bei der Berufsorientierung
- Besonders im Bildungsmarketing ist Glaubwürdigkeit zentral; d.h. kommunizieren auf Augenhöhe, ohne sich anzubiedern.
- Junge Generation legt Wert auf Diversity; das sollte in der Kommunikation und in den Programmen Berücksichtigung finden.
THE KIDS ARE ALRIGHT Bildungsmarketing in Zeiten von TikTok, Twitch und Trending Topics
Alice Gittermann (BALLHAUS WEST | Agentur für Kampagnen GmbH)
Kurzbeschreibung
Der Workshop beschäftigte sich mit der Frage, wie Bildungsentscheidungen jenseits von Geschlechterstereotypen ermöglicht werden können. Anhand der Erfahrungen aus den Orientierungsprogrammen des VerOnika-Verbundes und dem Niedersachsen-Technikum wurden Chancen und Herausforderungen einer gendersensiblen Orientierung dargestellt und durch den Beitrag von Dr. Lena Loge wissenschaftlich unterlegt. In der anschließenden Podiumsdiskussion im Fishbowl-Format kamen neben Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen auch Alumni aus den Orientierungsprogrammen mit ihren persönlichen Erfahrungen zu Wort.
- Gendersenible Orientierung bedeutet, Berufsfelder für das andere Geschlecht öffnen und Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen
- Gendersensible Orientierung bedeutet, Stereotype aufbrechen und Vorurteile abbauen
- Intervention in unterschiedlichen Lebensphasen notwendig, da geschlechtsspezifische Zuordnung von Berufen früh in der Sozialisation erfolgt
- Reflexion ist von zentraler Bedeutung
- Gendersensible Orientierung kann Unternehmenskulturen in Frage stellen und Anreize für Veränderung schaffen
- Gendersensible Orientierung geht über reine Berufsorientierung hinaus und stellt geschlechtsspezifische Lebensentwürfe auf den Prüfstand
- Frauen in MINT-Berufen erfahren einen Prestigegewinn, Männer in sozialen Berufen einen Prestigeverlust
- Weitere Dimensionen von Diskriminierung sollten einbezogen werden, keine Verengung auf Genderaspekte
VerOnika - Gendersensible Orientierung (ein Arbeitsstand)
Nadine Köcher (HTW Berlin) und Franziska Heckel (Handwerkskammer Berlin)
Niedersachsen-Technikum: Praxisnah. Nachhaltig. Wirksam.
Judith Bräuer, Laura Brinkmann (beide: Hochschule Osnabrück)
Gender und Berufswahl: Grundlagen, Chancen und Hürden in der Förderung vielfältiger Berufsentscheidungen
Dr. Lena Loge (Bildungsbüro Weinheim/Hochschule Darmstadt)
Workshop 2: Wertesensible Orientierung – Individuelle Bildungsentscheidungen jenseits gesellschaftlicher Normvorstellungen
Kurzbeschreibung
Die Trennung in berufliche und akademische Bildung prägt das deutsche Bildungssystem und wird in der Literatur als „deutsches Bildungsschisma“ bezeichnet. Zudem werden Bildungsentscheidungen vorwiegend vor dem Hintergrund der sozialen Herkunft getroffen, womit sich die gesellschaftliche Segregation weiter verfestigt. In dem Workshop wurden erste Befragungsergebnisse der FernUniverstität in Hagen als wissenschaftlicher Begleitung des Verbundvorhabens VerOnika zum gesellschaftlichen Ansehen akademischer und beruflicher Abschlüsse vorgestellt. Mit praktischen Sequenzen aus dem Workshop „Anerkennungssensible Berufsorientierung“ der TU Darmstadt wurde erlebbar gemacht, wie wichtig Reflexion und Hinterfragen von Einstellungen für eine selbstbestimmte Berufswahlentscheidung sind.
Aus dem Beitrag der wiss. Begleitung (Einzelaussagen, keine repräsentative Erhebung)
- Teilnehmende schätzen das gesellschaftliche Ansehen von Hochschulabsolvent*innen als deutlich besser ein, als das von Absolvent*innen einer beruflichen Ausbildung bezüglich der beruflichen Aussichten schätzen sie die Chancen etwa gleich gut ein
- Teilnehmende streben danach, primär eine ihren Interessen, Neigungen und Fähigkeiten entsprechende Bildungsentscheidung zu treffen
- Ausblick: Angesichts der sozialökologischen Transformation steigen die Beschäftigungsaussichten und Karrieremöglichkeiten für Absolvent*innen vieler Berufsausbildungen
- Neuere Untersuchungen weisen auf tendenziell verbesserte Verdienstmöglichkeiten gegenüber akademischen Bildungswegen hin
- Mit dem Bachelor Professional sollten auch gleichwertige Karrierewege über duale Ausbildung hinaus stärker in den Blick genommen werden
Sevil Mutlu, BIBB/TU Darmstadt – Berufsorientierungsstudie
- Das längste Orientierungsprogramm, das immer parallel abläuft, ist die Sozialisation (gesellschaftlich konstruierte Zuordnung von Berufen zu Prestige und Geschlecht, die auch das eigene Berufswahlkonzept formt)
- Dadurch werden viele Berufe von Jugendlichen von vornherein ausgeschlossen (landen in der Kategorie „Mülleimer“).
- Es braucht die Reflexion und das Bewusstmachen, um Jugendliche zu selbstbestimmten (Berufs-)Entscheidungen zu bewegen.
- Das Bedürfnis der Jugendlichen nach sozialer Anerkennung muss berücksichtigt werden
- Rollenvorbilder können dabei helfen, die Zuordnung zu verändern
Workshop „Wertesensible Orientierung“: Ausgewählte Ergebnisse der wiss. Begleitung
Dr. Ariane Neu, Prof. Dr. Uwe Elsholz (beide: FernUniversität in Hagen)
Workshop 2: Anerkennungssensible/wertesensible Orientierung
Sevil Mutlu, Prof. Dr. Birgit Ziegler (beide: TU Darmstadt), Dr. Stephanie Oeynhausen, Janina Beckmann, Dr. Mona Granato (alle: BIBB)
Ergebnisse und Lessons learnt
- Orientierung macht Arbeit (für Akteur*innen und Teilnehmer*innen)
- Reflexionsräume sind notwendig (für Akteur*innen und die Teilnehmer*innen)
- Vernetzung ist Vertrauensarbeit
- Perspektivwechsel von „Was bieten wir an“ zu „Was ist den Teilnehmer*innen wichtig?“
- Bedürfnisse und Perspektiven der Teilnehmer*innen wahrnehmen und Programme daran ausrichten
- Selbstkonzepte sind
- Sozial geprägt
- entscheiden die Berufswahl
- sind zumeist binär beeinflusst
- Die Teilnehmenden der verzahnten Orientierungsangebote sind die kompetenten Ausbildungs- und Studienbotschafter*innen von morgen, da sie beides kennen!
- Werbung für Orientierung ist mehr als Bildungsmarketing
- „Orientierung geben bedeutet in unbekannten Gewässern segeln“
- Zielgruppenerreichung reflektieren – was ist mit denen, die wir nicht erreichen?